Samstag, 19. August 2017

Der Jäger: Die Toten aus der Palinger Heide von Marc Pain

Der erste Fall für Dunn & Kuhn – gelungener Auftakt einer neuen Thriller-Reihe

Holger Kuhn, Star der Hamburger Mordermittlung, quittiert 10 Jahre vor seiner Pension seinen Dienst bei der Polizei, um sich seinen großen Traum, eine private Detektei, zu erfüllen. Nach wie vor ist er aber auf die Unterstützung des Kommissariats angewiesen. Um sich und seine Selbstständigkeit zu beweisen, muss Kuhn sich mit den alten Vermisstenakten herumschlagen, dabei hat er lediglich nur ein Ziel vor Augen: Die Leitung der Ermittlungen rund um den Fall des „Jägers“ zu übernehmen. Ein Täter, der seine Opfer, immer junge Frauen, erst vor sich hertreibt und dann brutal tötet. 

Um sein Team zu vergrößern, stellt Holger Kuhn den jungen Computernerd Christian Dunn ein. Durch seinen Einfallsreichtum und Kuhns erfahrenem Instinkt entdecken die beiden in den unaufgeklärten Vermisstenfällen Hinweise, die Parallelen zum aktuellen Mordfall der Polizei aufweisen. Chris und Holger ahnen nicht, dass sie dem „Jäger“ bereits sehr nahe gekommen sind…




Der Thriller „Der Jäger“ ist der Auftakt einer Reihe und bereits mein drittes Buch des Autors Marc Pain. Da mir „Geh nicht dorthin“ und „Auf Schritt und Tritt“ schon sehr gut gefallen haben, war für mich die Messlatte für sein neuestes Werk sehr hoch gesetzt. Pain konnte meine Erwartungen fast zu 100 Prozent erfüllen.

Der Autor startet mit einem beklemmenden und unglaublichen Prolog. Ein junges Mädchen wird durch einen dunklen Wald gehetzt, sie stolpert, stürzt, rappelt sich immer wieder auf, ihren Peiniger im Nacken. Doch der holt sie ein, tötet sie auf grausame Weise und lässt sie im Wald zurück.

Der folgende Perspektivenwechsel stellt den Privatermittler Holger Kuhn und seinen Assistenten Christian Dunn vor, die beiden Hauptprotagonisten des Romans. Kuhn, der nach vielen Jahren im Polizeidienst endlich seinen Traum einer privaten Detektei verwirklicht hat und vom Kommissariat mit den für ihn langweiligen ungeklärten Vermisstenfällen abgespeist wird will nur eins: Die aktuellen Mordfälle des „Jägers“ übernehmen. Wegen Christians Einfallsreichtum und dessen Kenntnisse was die moderne Technologie betrifft, sowie durch den feinen und erfahrenden Instinkt von Holger Kuhn entdecken die beiden rasch Parallelen zum Jäger-Fall. Doch Holger und Chris begeben sich mit ihren eigenständigen Ermittlungen auf dünnes Eis, denn noch hat Kuhn keine Lizenz als privater Mordermittler. 

Auch den „Jäger“ lässt Marc Pain zu Wort kommen. Abwechselnd mit den Ermittlungen von Dunn & Kuhn erfährt der Leser Stück für Stück mehr über den Mann und kaltblütigen Mörder, dessen dunkle „Karriere“ erschreckend und schockierend weit zurückreicht. Die Schlinge zieht sich jedoch immer enger um ihn zusammen und auf seiner Flucht hinterlässt er eine blutige Spur.

Marc Pains Schreibstil ist klar und flüssig zu lesen und macht es dem Leser leicht, der Story zu folgen. Ein atmosphärischer Erzählstil und der Perspektivenwechsel, in denen der Autor zwischen dem Täter und dem Ermittlerteam hin- und herspringt, sorgt für spannenden Nervenkitzel und aufregende Momente. Vor allem die Szenen, in denen man sich gefühlt alleine mit dem Opfer und dem Jäger im Wald befindet, sorgen für prickelnde Spannung. Ich konnte mich zu 100 Prozent in die Gejagte hineinversetzen, sah mich selbst durch den unwegsamen Wald hetzen, den Jäger im Nacken.

Marc Pain setzt gekonnt falsche Fährten, lässt die Ermittler in Sackgassen schliddern und Verluste erleiden. Selbst kurz vor Ende des Buches wird nicht nur der Leser nochmals mit einem Schockmoment konfrontiert.

Einen Wermutstropfen gibt es jedoch. Zu meinem Bedauern sind einige Szenen unglaubwürdig und leider verliert sich Pain hin und wieder in Kleinigkeiten und Wiederholungen, die zwar den Lesefluss nicht unterbrechen, aufgrund dessen aber die Spannung bedauerlicherweise etwas auf der Strecke bleibt. 

Die Charaktere sind lebensecht und vielschichtig gezeichnet. Der Autor hat sie meines Erachtens gekonnt zum Leben erweckt. Holger Kuhn, der mürrische aber mit perfekten Instinkten ausgestattete Privatermittler mit weichem Kern. An seiner Seite der junge, sensible Chris Dunn, der eher zufällig in seinen ersten Mordfall rutscht und eine echte Reifeprüfung durchlebt. 

Vor allem die Figur des Jägers ist Marc Pain sehr gut gelungen. Ein hochintelligenter junger Mann, psychisch krank und ein eiskalter Mörder. Ein Mann, der einem permanenten Druck auf seiner Seele ausgesetzt ist, der erst nachlässt, wenn er grausam und brutal getötet hat. Erst dann spürt er Befreiung. Der Jäger ist eine tragische Erscheinung, traumatisiert durch etwas, das weit in seiner Vergangenheit liegt.



„Der Jäger“ von Marc Pain ist der erste Fall für das Ermittlergespann Dunn & Kuhn. Verschiedene Blickwinkel, eine spannende Verfolgungsjagd und ein weit zurückliegendes Familiendrama, machen den Thriller grundsätzlich interessant, abwechslungsreich und fesselnd. Bedauerlicherweise gibt es einige Passagen, die die Spannung und den Nervenkitzel etwas ausbremsen und auch einige unglaubwürdige Szenen tauchen auf. Ohne diese Wermutstropfen, wäre der Thriller annähernd perfekt gewesen. 

Dennoch hat mich Marc Pain einmal mehr überzeugt, ich bin sehr gespannt, wie es mit Dunn & Kuhn weitergeht, wie sich die Charaktere entwickeln werden und was für ein neuer Fall das Team erwarten wird. Von mir gibt es, trotz kleiner Abzüge, eine absolute Leseempfehlung.



Autor: Marc Pain

Erscheinungsdatum Erstausgabe: 01.08.2017
Flexibler Einband 480 Seiten
Sprache: Deutsch

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