Freitag, 1. April 2016

Settlers Creek von Carl Nixon



Zum Inhalt:
Box Saxton war ein erfolgreicher Bauunternehmer, er hatte Angestellte, ein schönes Haus mit Blick über den Strand, ein schickes Auto. Seine beiden Kinder gingen auf eine Privatschule. Er und seine Familie führten ein sorgenfreies Leben, bis die Immobilienbranche aufgrund der Finanzkrise in Neuseeland völlig einbricht. Box Saxton verliert alles. Mittlerweile verdingt er sich als Tagelöhner in der Baubranche und kann sich nur mit Mühe über Wasser halten. Dann erreicht ihn eines Tages während der Arbeit ein Anruf seiner Frau Liz. Sein neunzehnjähriger Sohn Mark hat sich umgebracht, erhängt. Box ist Marks Stiefvater, der leibliche Vater, ein Maori, hat Marks Mutter kurz nach der Geburt verlassen. Noch nun beansprucht Tipene die Leiche seines Sohnes, um ihn „bei seinen Ahnen“ beizusetzen, obwohl sich Vater und Sohn nie wirklich kennengelernt haben. Als Box und seine Familie sich weigern, den Leichnam herauszugeben, stiehlt der Maori kurzerhand die Leiche des Jungen. Von Wut und Trauer getrieben, macht Box sich auf, seinen Sohn zurückzuholen…

In „Settlers Creek“ von Carl Nixon geht es zwar indirekt um eine Leiche, ein Kriminalroman ist dieses Buch aber bei weitem nicht. Der Autor hat die kulturellen Konflikte, die Neuseeland immer noch bewegt, geschickt und einfühlsam in seinem Roman verarbeitet. Auf den ersten Blick erscheint es dem Leser, als ginge es um eine Familiengeschichte, um die Auseinandersetzung zweier Väter, über die Leiche ihres Sohnes und die damit verbundenen Möglichkeiten der Beerdigung. Vordergründig beschreibt Carl Nixon die von Trauer und Wut getriebene Suche Box Saxtons nach der Leiche seines Sohnes. Doch vielmehr geht es um die Konflikte, Werte und Vorstellungen zweier unterschiedlicher Kulturen, die zum einen durch Box Saxton, Nachkomme weißer Siedler und zum anderen durch den Maori Tipene verkörpert werden. Interessant hierbei ist auch die Lebenssituation der beiden Männer. Denn nicht wie vielleicht vermutet lebt der Maori am Rande des Existenzminimums, nein, der Ureinwohner hat ein gutes und wohlhabendes Leben. Vielmehr ist es Box Saxton, der durch die Rezession in Neuseeland alles verloren hat, dem nur noch die Liebe zu seiner Familie aufrecht erhält und die Erinnerungen an bessere Zeiten. Im Laufe der Geschichte verliert man als Leser völlig die Frage aus den Augen, warum sich Mark das Leben genommen hat. Nixon klärt diese Frage auch nicht auf, letztlich ist sie auch nicht wirklich wichtig.

„Settlers Creek“ ist ein feinfühliger, bewegender und atmosphärisch dichter Roman mit tollen Landschaftsbeschreibungen und gut gezeichneten Charakteren mit Tiefgang. Ein Buch über Liebe, Wut und Trauer und über die Konflikte der unterschiedlichen Kulturen in Neuseeland. Lesenswert!


Das Buch kann hier bestellt werden:
http://www.randomhouse.de/Taschenbuch/Settlers-Creek/Carl-Nixon/e457294.rhd

Verlag: btb (8. Februar 2016)
Taschenbuch, 336 Seiten
ISBN: 978-3-442-74920-1 

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